Geschichte des Karate

Herkunft - Der Ursprung des Karate geht bis ins sechste Jahrhundert n. Chr. zurück. Karate in seiner heutigen Form entwickelte sich insbesondere auf der Insel Okinawa. Doch die Inspiration zu dieser Kampfkunst kam nicht direkt von der Insel, sondern sie geht ursprünglich auf den buddhistischen Mönch Daruma Taishi(Bodhidharma) aus Kanchi Puram(Süd-Indien) zurück, der seine Kampfkunst nach China brachte. Dort entwickelte sich über die Jahrhunderte die Kunst des Chuan-fa (auch Wushu), aus dem das heutige Kung-Fu (bzw. japanisch Kempo) mit seinen verschiedenen Ausprägungen (Kranich-, Tiger- Schlangen-, Panter- und Drachenstil) hervorging. Die bekanntesten Vertreter dieser Kampfkunst sind sicher die Mönche des Shaolin, das heute als Ausgangspunkt für die Entstehung und die Mönche als Bewahrer der chinesischen Kampfkünste angesehen werden. Die Shaolin-Mönche wurden von Bodhidharma im Zen-Buddhismus und in gymnastischen Kampfübungen unterrichtet.

Karate kommt nach Okinawa - Da Okinawa rege Handelskontakte zu Japan, China und Korea hatte, gelangten mittels kulturellen Austausch erste Eindrücke chinesischer Kampftechniken nach Okinawa, wo sie zunächst als Kempo und im Laufe ihrer Weiterentwicklung als Okinawa-Te, Tode oder auch nur als Te bezeichnet wurden. Te bedeutet wörtlich soviel wie Hand, im übertragenden Sinne auch Technik bzw. Handtechnik. Der ursprüngliche Begriff für Karate, Okinawa-Te, kann daher grob als Handtechnik aus Okinawa übersetzt werden.

Der Aufschwung des Karate - Okinawa war als eines der Handelszentren anfällig für Unruhen und Aufstände. Um den Frieden zu erhalten wurde im 15. Jahrhundert (ca. 1416) das Tragen jeglicher Waffen verboten. Durch das Waffenverbot erfreute sich die waffenlose Kampfkunst des Okinawa-Te erstmals wachsender Beliebtheit. Enormen Aufschwung nahmen die Kampfkünste auf Okinawa im Jahre 1609, nachem der japanische Satsuma-Clan die Inseln unterworfen hatte. Im Jahre 1629 schlossen sich die großen Meister des Okinawa-Te zu einem geheimen oppositionellen Bund zusammen, um die japanischen Invasoren zu bekämpfen. Der Bund legte außerdem fest, dass Te nur noch im Geheimen an ausgesuchte Personen weitergegeben werden sollte.

Das Verbot und die Folgen - Währenddessen entstand das Kobudo, das sich neben dem Te zu einer Kampfkunst mit tödlicher Wirkung weiterentwickelte. Dies führte zwanglos dazu, dass Kobudo und Okinawa-Te verboten wurden. Dies zwang die Meister ihre Lehren und den Unterricht weiterhin geheim zu halten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Da viele Teile der Bevölkerung nicht schreiben konnten, war dies, neben der Geheimhaltung, ein weiterer Grund, weshalb keinerlei schriftliche Aufzeichnungen angefertigt wurden. Man verließ sich ausschließlich auf die mündliche Überlieferung und die direkte Weitergabe an ausgesuchte Personen - eine Weitergabe von Meister zu Schüler. Zu diesem Zweck begann man die zu lehrenden Techniken in didaktische, zusammenhängende Einheiten zu festgelegten Abläufen oder Formen zu bündeln. So entwickelten sich die unterschiedlichen Kata des Okinawa-Te, die zum hauptsächlichen Medium der Tradition des Karate wurden.

Die Verbreitung des Karate - Während der Meiji-Restauration wurde Okinawa im Jahre 1875 offiziell zu einer japanischen Präfektur erklärt. In dieser Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, in der sich die okinawanische Bevölkerung den japanischen Lebensgewohnheiten anpasste und Japan sich nach jahrhundertelanger Isolierung wieder der Welt öffnete, begann Karate wieder stärker in die Öffentlichkeit zu drängen. Nachdem ein Kommissar für Erziehung auf die gute körperliche Verfassung einer Gruppe junger Männer aufmerksam wurde, wurde Karate dann 1902 offiziell Schulsport auf Okinawa. Dieses einschneidende Ereignis in der Entwicklung des Karate markierte den Punkt, an dem das Erlernen und Üben der Kampftechnik nicht mehr länger nur der Selbstverteidigung diente, sondern auch als eine Art Leibesertüchtigung angesehen wurde. Neben anderen Meistern war auch Kanryo Higashionna ein einflussreicher Reformer. Sein Stil, das Naha-Te, benannt nach der Stadt Naha, integrierte weiche, ausweichende Defensivtechniken und harte, direkte Kontertechniken. Seine Schüler Chojun Miyagi und Kenwa Mabuni entwickelten auf dieser Basis die eigenen Stilrichtungen Goju Ryu bzw. Shito Ryu, die später große Verbreitung finden sollten. In den Jahren von 1906 bis 1915 bereiste Funakoshi mit einer Auswahl seiner besten Schüler ganz Okinawa und hielt öffentliche Karate-Vorführungen ab. Im Jahre 1921 machte Gichin Funakoshi zum ersten Mal eine Demonstration des Karate in Japan. 1924 gründete Funakoshi sein erstes Dojo. Über die Schulen kam Karate auch bald zur sportlichen Ertüchtigung an die Universitäten, wo damals zum Zwecke der militärischen Ausbildung bereits Judo und Kendo gelehrt wurden. Diese Entwicklung, die die okinawanischen Meister zur Verbreitung des Karate in Kauf nehmen mussten, führte zur Anerkennung von Karate als "nationale Kampfkunst" und war damit endgültig japanisiert. Aufgrund Funakoshi’s Bemühungen wurde daraufhin Karate an weiteren Universitäten und Hochschulen eingeführt. Das erste offizielle Buch über Karate wurde von Gichin Funakoshi unter dem Namen "Karatedo Kyohan" im Jahre 1935 veröffentlicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch Funakoshis Beziehungen zum Ausbildungs-Ministerium Karate als Leibeserziehung und nicht als kriegerische Kunst eingestuft. Funakoshi sorgte somit in Japan in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Verbreitung von Karate. Über Hawaii sowie die amerikanische Besatzung Japans und insbesondere Okinawas fand Karate im Laufe der fünfziger und sechziger Jahre als Sportart zunächst in den USA und dann auch in Europa eine immer stärkere Verbreitung, seit 1957 auch in der Bundesrepublik Deutschland.

Verbände und Organisationen - Der Dachverband aller großen Stilrichtungen des Karatesportes in Deutschland ist der Deutsche Karate-Verband (DKV). Diesem Verband gehört auch der Goju-Ryu Karate Bund Deutschland(GKD) an. Der internationale Verband ist die World Karate Federation (WKF).